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von Tabea Laue

01.08.2024

Die 11 Farben von Baby-Stuhlgang

Heute reden wir über *entschuldige* Scheiße. Oder eloquenter ausgedrückt Stuhlgang, Babykacka & Windelinhalt. Die Farbe des Stuhlgangs von Babys, sowie dessen Konsistenz ist für viele Neu-Eltern so ungewohnt. Es herrscht oft große Unsicherheit. Ist der Stuhlgang normal? Muss man in ärztliche Behandlung? 

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Deshalb versuche ich dir einen möglichst aufschlussreichen Überblick zu geben. Ich zeige dir natürlich auch die Stuhlgangfarben, bei denen du unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen musst. Und zwar schnell. 

Bei meinem 2. Kind war ich ganz überrascht, denn ich sah das erste Mal die Screeningkarte zur Gallengangatresie. Damit sollen seit Ende 2016 endlich Lebertransplantationen bei Neugeborenen verhindert werden. Durch eine Früherkennung über die Stuhlgangfarbe. Früher wurde über Farbe, Geruch, Konsistenz und teils sogar Geschmack der Ausscheidungen von Urin & Stuhlgang viel diagnostiziert. Inzwischen können das Labore. Heute haben wir oft eine starke Distanz zu unseren Ausscheidungen entwickelt. Die müssen wir in der Versorgung von Babys und Kindern erstmals wieder überwinden. 

Schwarz

Der erste Stuhlgang deines Babys, das Mekonium, ist zäh und fast geruchlos – Mekonium oder Kindspech. Er ist absolut normal.

Mekonium ist Babys erster Stuhlgang. Dieser ist über die Dauer der Schwangerschaft entstanden. Es befinden sich darin Reste von Fruchtwasser mit Lanugobehaarung. Diese ist von der Babyhaut abgefallen. Auch eingedickter Gallensaft ist beigemischt. Manchmal sieht man in der allerersten Ausscheidung außerdem einen festen, farblosen Schleimpfropf, der zur normalen Ausscheidung mit dazu gehört.

Pflegetipps: Wenn du merkst, dass dein Baby ausscheiden muss in den ersten Tagen, dann kannst du die Idee von Windelfrei nutzen und dein Baby abhalten. Sollte Mekonium in der Windel landen, reinige dein Baby zeitnah. Es schadet der Haut zwar nicht, aber es klebt sehr fest nach einiger Zeit! Sollte es doch festkleben, lässt es sich am leichtesten mit einem warm-nassen Frottewaschlappen ergänzt mit einem großzügigen Tropfen Öl entfernen. Der erste Stuhlgang ist in den ersten 24 Stunden zu erwarten. Diese Ausscheidung ist wichtig! Gefördert wird sie durch die frühzeitige und regelmäßige Gabe von Kolostrum – mit Stillen oder mit stillfreundlichen Füttermethoden. 

Auch Teerstühle können schwarz sein und müssen abgeklärt werden

Sobald das Mekonium einmal verschwunden ist, sollte kein schwarzer Stuhlgang mehr auftauchen. Außer es hätte eine Blutung im oberen Verdauungstrakt gegeben oder mütterliches Blut wurde beim Stillen mit geschluckt. Das verdaute Blut im Teerstuhl wird auch okkultes Blut genannt und kann mit Hilfe eines Stuhlkärtchens aus der Kinderarztpraxis oder Apotheke sichtbar gemacht werden. Ist die Ursache gefunden, kann entsprechend gehandelt werden. 

Dunkelgrün

Dunkelgrüner Stuhlgang ist ein normales Phänomen nach Mekonium.

In den folgenden Lebenstagen vermischt sich der Stuhlgang der intrauterin entstanden ist zunehmend mit dem, der durch Nahrung entsteht. Nach dem Mekonium hat dein Baby Übergangsstuhlgang. Durch das Vermischen mit Milch wird er heller. Häufig zuerst dunkelgrün. Manchmal auch mit gelben Pünktchen. Er wird flüssiger. Dunkelgrüner Stuhlgang kommt darüber hinaus manchmal auch bei Flaschenkindern vor, wenn der Nahrung Eisen zugesetzt ist. 

Senf-gelb

Dies ist ein typisches Zeichen für Muttermilch-Stuhlgang. leuchtet kräftig und riecht ein wenig säuerlich. Das kommt von den Bifidusbakterien, die im Darm ihre gute Arbeit tun. 

Hellgelb

Die Farbintensität kann unterschiedlich sein. Das ist normal! Wenn der Stuhlgang sehr hellgelb leuchtet, könnte das auf Medikamenteneinnahme des Babys oder von dir als Stillende zurückzuführen sein. Auch Farbstoffe aus deiner Nahrung können gelegentlich die Schranke in den milchbildenden Zellen überwinden. 

Grünlich

Grünlicher Stuhlgang kann ganz normal sein, aber mit begleitenden Symptomen auch ein Grund zur ärztlichen Abklärung.

Wenn dein Baby ausschließlich mit Muttermilch ernährt wird, kann eine grünliche Stuhlgangfarbe durch den Kontakt mit Sauerstoff (Oxydation) zustande kommen. Völlig normal! Isst dein Baby schon erste Beikost, kann die Farbe auch aus der Nahrung kommen – zum Beispiel von Spinat. 

Grünlicher Stuhlgang, der zusammen mit einem sehr unleidlichen Baby auftritt, sollte kinderärztlich bei einem Termin abgeklärt werden. Es könnte eine Unverträglichkeit sein oder auch, wenn Fieber dabei auftritt, ein Infekt. 

Olivgrün

Anders als häufig vermutet gehören grüne Stühle zum normalen Farbportfolio von Babystuhlgang! Nur selten deutet es auf eine Infektion hin. Dann gehen meist Unwohlsein, Schmerzen und auch Fieber mit einher. Das sind Signale, die eine ärztliche Abklärung notwendig machen. Häufig verändert sich die Farbe des Stuhlgangs beim Zahnen, abhängig von Nahrungsmitteln, beim Kontakt mit Sauerstoff oder abhängig von der Milchsorte, falls das Fläschchen gefüttert wird. 

Ocker-orange

Sobald das Baby Beikost erhält, hat diese einen starken Einfluss auf die Stuhlgangfarbe. Erhält dein Baby Fingerfood, können sich meist noch über längere Zeit Stückchen erkennen lassen. Ausschließlich die Farbe ändert sich vor allem bei Brei-Babys, weil die Nahrung ja vollständig püriert ist. 

Hellrot 

Bei hellrotem Stuhlgang sollte man bei einem Baby immer den/die Kinderart*in aufsuchen – außer es hat vorher große Mengen Rote Beete gegessen. Das macht nämlich eine wirklich krasse Farbe! 

Immer wieder zu sehen, sind kleine rote Tupfen oder Schlieren. Das kann auf Mikroblutungen hinweisen und sollte in jedem Fall ernst genommen werden. 

Eiweiß-Unverträglichkeit

Taucht das bei sehr kleinen Babys, also in der Vollstillzeit, auf, kann das auf eine Kuhmilcheiweißunverträglichkeit hinweisen. Eiweiße gelangen in unsere Blutbahn und können damit auch – beim Bau der Eiweißstrukturen der Muttermilch – von deinem Körper mitverwendet werden. So kann ein sehr empfindlicher Darm auf geringste Spuren von Rest-Kuhmilch-Eiweiß reagieren. Unverträglichkeitsreaktion auf Kuhmilcheiweiß kann der Grund sein. Hat dein Baby Formula-Nahrung erhalten, ist auch diese meist auf Kuhmilchbasis hergestellt. Aber auch auf das Eiweiß anderer Tierarten kann eine Unverträglichkeit entstehen. Wir kennen das lediglich nicht so häufig, weil nur ein sehr geringer Anteil der Ersatzproduktindustrie mit der Milch von anderen Säugetieren arbeitet. Für den sehr seltenen Fall ist eine Umstellung der Nahrung bzw. eine Diät für dich als Stillende notwendig. Parallel zur Diagnostik kann ich dir in diesem Fall eine fundierte Ernährungsberatung empfehlen. 

Feine rote Blutfäden können auch auftauchen, wenn der Stuhlgang einmal zu fest war und es zu Mikrorissen am After kam. Das heilt meist von selbst! Vielleicht hat dein Baby Blut geschluckt. Blut kann im Stuhlgang auch auftauchen, wenn du selbst Verletzungen der Brustwarze hast und dein Baby daher mit der Milch Blut geschluckt hast. Oder beim sogenannten Rusty Pipe Syndrom, bei dem es zu Mikroblutungen in deinen Milchgängen kam, welches mit der Milch ausgeschwemmt wurde. Das geschluckte Blut ist für die meisten Babys – auch wenn uns Erwachsenen erstmal unwohl dabei ist – kein Problem. Gepumpte Milch kann in diesem Zusammenhang übrigens Rosa scheinen. Je größer der Anteil der roten Bestandteile im Stuhlgang deines Babys ist, desto dringlicher ist das Aufsuchen eines Kinderarztes. Am Wochenende dementsprechend des Notdienstes oder der Kinderklinik. 

Dunkelrot

Dunkelroter Babystuhl ist äußert selten, aber ein absoluter Notfall.

Äußert selten – aber ich habe es im Rahmen meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester tatsächlich einmal gesehen – kann es zu einer anhaltenden Darmblutung kommen. Dann sähe der Stuhlgang deines Kindes so aus, wie dein Wochenfluss, nachdem du länger gelegen warst – wie Koagel. Oder anders – das sind dann Koagel. Dein Ziel ist es, umgehend in die nächste Kinderklinik zu kommen! 

Grau

Hat dein Baby noch nicht mit der Beikost angefangen? Dann ist grauer Stuhlgang ein dringendes Warnsignal für eine Problematik mit Galle oder Leber. Bitte geh zum*z Kinderärzt*in! 

Auch in der Beikostzeit und darüber hinaus würde ich – idealerweise mit einer abgepackten Probe vom Stuhlgang – eine*n Kinderärzt*in aufsuchen. Grau-weißer und trockener Stuhlgang deutet auf die Aufnahme von zu viel Kalzium und Natrium, zum Beispiel aus einer zu großen Menge an Kuhmilch hin. Diese wird vom Säugling noch nicht vertragen. Sie soll auch in der Beikostzeit nur als Teil einer Mahlzeit (max. 200 ml pro Tag im Milchbrei) gegeben werden. 

Weiß

Ist der Stuhlgang völlig farblos, ist das ein Zeichen, dass der Körper deines Kindes vermutlich dringend Hilfe braucht! Der Gallenfarbstoff gelangt nicht mehr in den Darm, so dass die Farbveränderung zustande kommt. Melde dich telefonisch bei deinem*r Kinderärzt*in oder in der nächstgelegenen Kinderklinik, um das weitere Vorgehen zu besprechen und zügig handeln zu können. 

Hast du Sorge, dass mit dem Stuhlgang deines Babys etwas nicht stimmt? 

Dann ist dein Ansprechpartner dein*e Kinderärzt*in oder deine Hebamme. Gerade beim ersten Kind ist es völlig normal auch diesbezüglich nachzufragen. Oder wann immer Unsicherheiten auftreten. Meistens sollte es möglich sein, eine beruhigende Antwort und für die Zukunft mehr Sicherheit zu gewinnen. Oder welche Erfahrungen hast du da gemacht?



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Tabea Laue

Hal­lo, ich hei­ße Ta­bea und ich bin ex­ami­nier­te Kin­der­kran­ken­schwes­ter. In den Be­rei­chen Päd­ia­trie, Neo­na­to­lo­gie und auf der Wo­chen­sta­ti­on habe ich im Lau­fe der Jah­re reich­lich Er­fah­rung sam­meln dür­fen. Heu­te be­ra­te ich mit viel Fein­ge­fühl und mit ei­nem ho­hen An­spruch an fach­li­che Kom­pe­tenz wer­den­de El­tern bei der Vor­be­rei­tung auf die Ba­by­zeit und be­glei­te Fa­mi­li­en als Still- und Schlaf­ex­per­tin bei den klei­nen und gro­ßen Stol­per­stei­nen, die der neue, be­son­de­re Le­bens­ab­schnitt mit sich bringt. 

Als IB­CLC-zer­ti­fi­zier­te Still­be­ra­te­rin stel­le ich um­fang­rei­che Tipps, Tricks und Ma­te­ria­li­en zur Ver­fü­gung, um zu ei­nem gu­ten Start in das Fa­mi­li­en­le­ben zu ver­hel­fen. Aber auch wenn in be­reits eta­blier­ten Still­be­zie­hun­gen Pro­ble­me auf­tre­ten oder Ver­än­de­run­gen ge­wünscht sind, bin ich die rich­ti­ge An­sprech­part­ne­rin.

Ich lebe mit mei­nen Kin­dern und mei­nem Mann in Ba­den-Würt­tem­berg.